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Das Institut für Germanistik trauert um Univ.-Prof. Dr. Herbert Anton.

Herbert Anton (1936 bis 2023) war, neben Manfred Windfuhr, der erste Lehrstuhlinhaber für Neuere Germanistik des neu gegründeten Germanistischen Seminars der (damals noch nicht so benannten) Heinrich-Heine-Universität (1970 bis 2001).

Wollte man seine wissenschaftliche Laufbahn in der üblichen Weise mit der Aufzählung von Daten und Fakten (Studium in Heidelberg und Paris, Arbeiten über Gottfried Keller, Thomas Mann, Goethe u.a.) würdigen, so bliebe doch das Entscheidende ungesagt. Er war ein charismatischer Lehrer (seine Freitagsvorlesungen sind legendär, ‚le tout‘ Düsseldorf war anwesend). Das bezeugt noch die Gedenkveranstaltung im Heine-Institut am 11. November 2023, veranstaltet von ehemaligen Schülerinnen und Schülern. Und er war ein überaus großzügiger Förderer von vielen, oft zu vielen, Studierenden und Promovenden. Seine Assistenten genossen eine übergroße Freiheit, sowohl was die Arbeitsbelastung als auch die Themenwahl anbelangt. Der Titel seiner Antrittsvorlesung (erschienen in den Neuen Heften für Philosophie!) ist programmatisch: Minna von Barnhelm oder Hochzeiten von Philologie und Philosophie). Was die Schulweisheit in Fächer sortiert, hat vor undogmatischen Geistern keinen Bestand.

Man muss sich Herbert Anton als einen weisen und gütigen Gelehrten vorstellen, ein wenig homo ludens, der großzügig und anregend Geistesgaben aussät, die, auf fruchtbaren Boden gefallen, von anderen geerntet werden. So hat er uns noch in der Traueranzeige, die sein Sohn Philip gestaltet hat, eine von ihm erwählte, erlesene Botschaft, gleichsam aus dem Jenseits, geschickt, damit wir etwas haben, worüber wir nachdenken können.

 

Spiegel hüben, Spiegel drüben,

Doppelstellung, auserlesen;

Und dazwischen ruht im Trüben

Als Kristall das Erdewesen.

[…]

Und der Name wird ein Zeichen,

Tief ist der Kristall durchdrungen:

Aug in Auge sieht dergleichen

Wundersame Spiegelungen.

 

Nun wohnt er in der Gelehrtenrepublik der abgeschiedenen Geister. In die Trauer um Herbert Anton mischt sich die verborgene Freude, dankbar sein zu können und zu dürfen, ihm begegnet zu sein. Kann man sagen, einem Menschen, wie er im Buche steht?

 

Hans-Georg Pott

Autor/in: Hans-Georg Pott
Kategorie/n: Germanistik
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